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selbsthilfegruppenjahrbuch 2009

Mit Beiträgen zu folgenden Themen:

  • Depressionen, Kaufsucht, Spielsucht, Brustkrebs, krebskranke Männer
  • Eltern mit ADHS-Kindern, Stotterer-Selbsthilfe, hörbeeinträchtigte Menschen
  • Neutralität und Unabhängigkeit
  • Online-Beratung zur Selbsthilfe
  • Medizinstudenten, Ärzte und Selbsthilfegruppen
  • Selbsthilfe, bürgerschaftliches Egagement und sozialräumliche "Soziale Arbeit"
  • Selbsthilfeförderung als Bestandteil einer umfassenden Engagementförderung

Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts nahmen die durch psychische Erkrankungen verursachten Behandlungskosten von 2002 bis 2006 um 3,3 Milliarden (nicht : Millionen!) auf 26,7 Milliarden Euro zu. Die dadurch bedingten Fehlzeiten am Arbeitsplatz sind nach Daten von Krankenkassen seit 1995 um 80% gestiegen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet damit, dass Depressionen in den kommenden Jahren zu einem beherrschenden Problem des Gesundheitswesens werden – sowohl bezüglich des dadurch verursachten Leidens wie auch unter Kostengesichtspunkten.

Diese Entwicklung findet auch Resonanz in der Selbsthilfe. Bei den Selbsthilfekontaktstellen gehen vermehrt Anfragen ein, die sich auf psychische Störungen beziehen. Diesen Bereich haben wir in den vergangenen Ausgaben unseres Selbsthilfegruppenjahrbuchs immer wieder thematisiert, und in diesem Jahr beginnen wir gleich mit zwei Beiträgen, in denen Betroffene die Arbeitweise ihrer Depressions-Selbsthilfegruppen schildern. Ein weiteres aktuelles Thema, so genannte „nicht-stoffgebundene“ Süchte, wird in Artikeln über Kaufsucht und Spielsucht gleich zwei Mal aufgegriffen. Aus dem hohen Norden Ostfrieslands wird erstmals über eine Männergruppe von Krebspatienten berichtet. Fürwahr ein mutmachendes Beispiel.
Die Angehörigen-Selbsthilfe beschäftigt sich diesmal mit ADHS-Kindern und mit „Indigokindern“.

Interessant zu vergleichen ist auch, wie unterschiedlich Selbsthilfegruppen mit der Frage der Gruppenleitung umgehen: Sie finden Beispiele von „in der Gruppe hat niemand eine stringente Leitungsfunktion inne“ bis „als Leiterin der Gruppe ..... bin ich jederzeit per Telefon oder per Mail erreichbar“.

Ein spezielles Kooperationsprojekt stellen die Göttinger „Psychose-Seminare“ dar, in denen sich Betroffene, Angehörige und Fachleute aus der Versorgung (im übrigen auch die örtlichen Selbsthilfe-Kontaktstellen) „trialogisch“ begegnen, um wechselseitig von ihren Erfahrungen zu lernen.

Mit Fragen der „Professionalisierung“ und der „Qualität“ von Selbsthilfe beschäftigen sich die Beiträge von Grebe-Deppe, Overbeck-Schulte, Hüllinghorst und Danner – aus höchst unterschiedlichen Blickwinkeln. Liefert und Bieschke-Behm wagen sich an das heikle Thema des Gruppenausschlusses und Gajek in die Untiefen des Internets, zwei konkrete Beispiele für die Unterstützungsarbeit von Selbsthilfe-Kontaktstellen.

Aus den Landkreisen Wesel und Waldeck-Frankenberg werden die Ergebnisse von Untersuchungen regionaler „Selbsthilfe-Landschaften“ vorgestellt, gefolgt von Befragungen von Selbsthilfegruppen mit bestimmter Thematik: Spieler, Hörbeeinträchtigte, Brustkrebserkrankte. Die Studie von Rochau und Porszolt dürfte für all jene besonders interessant sein, die sich für Nachweise für die Wirksamkeit von Selbsthilfegruppen interessieren (oder die immer mal mit zweifelndem Unterton danach gefragt werden).

Slesina und Fink stellen neue Erkenntnisse über das Kooperationsverhalten von Ärzten vor – ein Dauerthema für die Selbsthilfe.

Und am Ende finden sich zwei längere Beiträge von Professor Hill und Professor Olk zur Rolle der Selbsthilfe in gesellschaftlichen Bezügen beziehungsweise in unseren Versorgungssystemen. Hill diskutiert das Verhältnis von Selbsthilfe und bürgerschaftlichem Engagement: ist sie ein Teil davon, eine spezielle Form oder etwas ganz anderes? Und was sind die sozial- und gesellschaftspolitischen Konsequenzen? Wer sich für Hintergründe unseres alltäglichen Tuns in Selbsthilfegruppen, Selbsthilfeorganisationen und Selbsthilfe-Kontaktstellen interessiert, kann hier allerlei Einsichten gewinnen.
Olk bekräftigt den gesellschaftspolitischen und förderpolitischen Stellenwert der Selbsthilfe: Wie von der Enquête-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ herausgearbeitet, sei sie als eine der wesentlichen Formen des bürgerschaftlichen Engagements zu begreifen und habe daher Teil einer umfassenden Engagementförderung zu sein. Als Infrastruktureinrichtung und Beratungseinrichtungen sieht Olk die Selbsthilfekontaktstellen für die fachliche Unterstützung und für die Wahrnehmung von Selbsthilfe in Öffentlichkeit und Politik als unentbehrlich an und fordert eine grundständige Finanzierung durch die öffentliche Hand ein.

DOWNLOADS

Einzelbeiträge zum Download

Expertinnen und Experten in eigener Sache. Psychose-Seminare und Selbsthilfe
Frauke Klinge, Magret Loeser und Barbara Meskemper | 2009

Muss Selbsthilfe zertifiziert werden?
Brigitte Overbeck-Schulte | 2009

Gesundheitsbezogene Selbsthilfe im Kreis Wesel
Ludgera Geldermann, Sandra Tinnefeld und Rüdiger Rau | 2009

Gefühlte Sicherheit in der Selbsthilfe nach Brustkrebs
Ursula Rochau und Franz Porzsolt | 2009