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16.06.2023

Wurzeln – Werte – Weiterentwicklung: Selbsthilfespirit ist spürbar

Peggy Heinz und Jutta Hundertmark-Mayser von der NAKOS
Peggy Heinz (stellv. Geschäftsführerin, li.) und Jutta Hundertmark-Mayser (Geschäftsführerin) von der NAKOS.

Gründungsboom nach Pandemie braucht angemessene Finanzierung

Im thüringischen Weimar ist die bundesweite Fachtagung der Selbsthilfeunterstützung, erfolgreich zu Ende gegangen. Die dreitägige Fachtagung fand vom 12. bis 14. Juni 2023 statt und bot für 145 Teilnehmende aus ganz Deutschland gute Möglichkeiten, sich mit Themen rund um Wurzeln und Werte ihrer professionellen Unterstützungsarbeit, aber auch mit der Weiterentwicklung der Selbsthilfe zu beschäftigen.

Zur Eröffnung gab Jürgen Matzat (Gießen) – einer der Gründerväter der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen (DAG SHG) e.V. – persönliche Einblicke in die Anfänge der Selbsthilfebewegung in Deutschland. Aus der Perspektive Thüringens erörterte Karla Mertz vom Verein Landeskontaktstelle Thüringen e.V. die Verbreitung von Selbsthilfekontaktstellen nach der Wende. Insbesondere der zweite Tag bot mit zehn verschiedenen Workshops Raum für Anregung und Austausch.

Fast doppelt so viele Anfragen während der Pandemie
Am Abschlusstag wurden neue Zahlen zur Selbsthilfe vor und nach der Pandemie vorgestellt, die interessante Einblicke lieferten. So bestätigten Jutta Hundertmark-Mayser und Peggy Heinz von der NAKOS (Nationale Kontaktstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen) in Berlin, dass die 350 Selbsthilfekontaktstellen in Deutschland mit 320.000 fast doppelt so viele Anfragen während der Corona-Pandemie zu bewältigen hatten wie 2018 (knapp 177.000). Die meisten Selbsthilfeberatenden meisterten diese Anfragen ohne Personalzuwachs und mit oft angespannter finanzieller Lage in vielen Kontaktstellen.

Auch die Anzahl der Neugründungen übersteigt nach wie vor bei weitem die Zahl der Gruppenauflösungen; nicht nur aus Bayern wird aktuell ein regelrechter Gründungsboom berichtet. Selbsthilfe ist nach wie vor aktuell und deckt immer wieder neue Problem- oder Krankheitsfelder ab, wie zum Beispiel Long-Covidgruppen, von denen es nach NAKOS-Angaben rund 200 gibt.

Aktiv trotz Krise oder Krankheit
Auf der Fachtagung wurde nochmals der Spirit der Selbsthilfe deutlich: Probleme selbst in die Hand nehmen, sich in Gruppen aufgrund der eigenen Betroffenheit organisieren und trotz Erkrankung oder Krise aktiv werden. Unterstützt werden die Gruppen durch die regionalen und überregionalen Selbsthilfekontaktstellen, die beispielsweise durch Bereitstellung von Räumen, einer Beratung zur Förderung, Vernetzung mit Fachpersonen oder in der Anleitung von neuen Gruppen kompetent beraten. Eine aktuelle Hochrechnung der NAKOS ergibt rund 50.000 Gruppen, die bundesweit unterstützt werden.

Angesichts der steigenden Energie- und Personalkosten forderten die Teilnehmenden einstimmig eine verlässliche Finanzierung ihrer Basisarbeit, die die aktuellen Bedarfe aufnimmt und eine sachgerechte Gruppenunterstützung ermöglicht. Grundlage hierfür ist die gemeinschaftliche Förderung der Selbsthilfekontaktstellen durch verschiedene Kostenträger wie öffentliche Hand, Kranken- und Pflegeversicherung.

Neues Vorstandsmitglied Klaus Grothe-Bortlik
Die bundesweite Fachtagung wurde von den fünf Einrichtungen der DAG SHG gemeinsam gestaltet: NAKOS, KOSKON, Selbsthilfe-Büro Niedersachsen, Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen Gießen und Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen. Bei der Mitgliederversammlung am zweiten Abend fanden Vorstandswahlen statt: André Beermann (Brüggen) und Sabine Bütow (Bremen) wurden in ihrem Amt bestätigt; neu gewählt wurde Klaus Grothe-Bortlik (München).

Ansprechpartnerin:
Jutta Hundertmark-Mayser, NAKOS