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16.09.2022

Unterstützung aus der Distanz: Wenn Pflegebedürftige nicht nebenan wohnen

Wenn sich Angehörige um entfernt wohnende Pflegebedürftige kümmern, kann dies zu speziellen Herausforderungen führen.

Bei der Versorgung von etwa 4,1 Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland spielen Angehörige meist eine wichtige Rolle. Sie sind gesundheitlich besonders belastet, denn Pflegesituationen können lange andauern, körperlich fordernd und emotional aufreibend sein. Eine besondere Situation kann entstehen, wenn beispielsweise pflegebedürftige Eltern und deren erwachsene Kinder voneinander entfernt wohnen – und letztere dann Verantwortung für die Pflege auf Distanz übernehmen. Dies kann mit speziellen Herausforderungen einhergehen, wie eine bundesweite Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) bei 1.007 auf räumliche Distanz Pflegenden ergab.

„Unsere Studie zeigt, dass auf räumliche Distanz Pflegende insbesondere in Fragen administrativer Unterstützung eingebunden sind" erklärt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQPs. Darüberhinaus wären viele von ihnen "auch direkt vor Ort im Einsatz und begleiten den Arztbesuch, besorgen Medikamente, unterstützen im Haushalt oder helfen bei der Körperpflege. Dafür nehmen nicht wenige von ihnen regelmäßige Anfahrten von über einer Stunde in Kauf.“

Insgesamt äußern im Rahmen der Untersuchung 41 Prozent der Teilnehmenden, dass sie mit ihrer Situation im Pflegekontext eher oder gar nicht zufrieden seien. Die Befragten berichten von verschiedenen Herausforderungen in Bezug auf ihre allgemeine Situation als Pflegende. So fühlen sich 49 Prozent durch den zeitlichen Aufwand belastet, 38 Prozent der Erwerbstätigen unter ihnen erleben belastende berufliche Einschränkungen und 21 Prozent geben eine Belastung durch den finanziellen Aufwand der Unterstützung an. Von den Befragten, die bereits vor der Corona-Pandemie in der Pflegesituation geholfen haben, sagen 59 Prozent, in der Folge sei dies für sie schwieriger geworden.

Insbesondere mit Pflege auf räumliche Distanz verbundene Probleme seien belastend. So sagen drei Viertel der Interviewten, es belaste sie, in Notsituationen vor Ort nicht besser helfen zu können. Knapp zwei Drittel empfinden es als beschwerend, wegen der Entfernung zu wenig Einblick in die aktuelle Lage der pflegebedürftigen Person zu haben. Zudem belastet 63 Prozent, aufgrund der Distanz die pflegebedürftige Person insgesamt nicht besser unterstützen zu können.

Daher plädiert Suhr für mehr öffentliche Wahrnehmung der auf Distanz Pflegenden: "Wer bedürfnisorientiert helfen und bei der Prävention in der Pflege erfolgreich sein will, sollte die unterschiedlichen Herausforderungen pflegender Angehöriger auf dem Schirm haben.“

Quelle: Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP), Pressemitteilung vom 17.08.2022